Achsenfehlstellung – Knie

Varus- und Valgusfehlstellungen (O-Bein und X-Bein Fehlstellungen) der unteren Extremitäten führen oftmals zu belastungsabhängigen Schmerzen im einseitig überbelasteten Kniegelenkskompartiment. Eine Abweichung von der mechanischen Tragachse gilt als eindeutige präarthrotische Deformität und bedarf in Abhängigkeit von der Fehlstellung sowie begleitenden sekundär degenerativen Veränderungen (einseitige Knorpelschäden, Meniskusschäden etc.) der operativen Korrektur. Ziel dieses Eingriffes ist die Rekonstruktion der mechanischen Tragachse, um somit eine physiologische biomechanische Belastung des Kniegelenkes zu erzielen.

Durch umfangreiche internationale Studien ist belegt, dass durch diese Achsenkorrekturen der arthrotische Prozess aufgehalten bzw. zumindest verlangsamt wird. Sekundäre Schäden am Gelenkknorpel sowie an den Menisken treten signifikant seltener auf.

Zur Therapie des Varusmalalignements (O-Bein) führen wir die valgisierende proximale öffnende (open wedge) Tibiakopfosteotomie durch. Zur Korrektur des Valgusalignements (X-Bein) kommt die varisierende distale schließende (closed wedge) Femurosteotomie zur Anwendung.

Die Stabilisierung erfolgt mit winkelstabilen internen Plattenfixateuren, die eine hohe Primärstabilität ohne sekundären Korrekturverlust gewährleisten und zumindest die sofortige postoperative Teilbelastung erlauben.

Für diese Osteotomien verwenden wir das Implantat TomoFix der Fa. Synthes (Swiss). TomoFix basiert auf dem Prinzip des Fixateur interne sowie LCP und verfügt über folgende Eigenschaften und Vorteile:

  • Da die Kopfverriegelungsschraube (KVS) keine Zugwirkung hat, entsteht beim Anziehen der Schrauben kein Verlust der primären Reposition bzw. der Korrektur.
  • Die winkel- und achsenstabilen Schrauben verhindern einen Verlust der sekundären Reposition bzw. der Korrektur bei aktiver Mobilisation.
  • Die Blutversorgung des Knochens bleibt erhalten, weil keine Komprimierung des Periosts erfolgt. Um diesen Effekt zu optimieren, empfiehlt sich die Anwendung von Distanzstopfen.
  • Bei der aufklappenden, medialen Valgisationsosteotomie am Tibiakopf bleibt der Pes anserinus unter der Platte frei beweglich.

Die Indikation zu derartigen Osteotomien besteht insbesondere jüngeren Patienten (< 50 Jahre) mit entsprechender Achsenfehlstellung und einseitiger Arthrose, die sportlich noch aktiv sind und die sich noch nicht für einen endoprothetischen Eingriff eignen. Differentialtherapeutisch ist hierbei die Hemischlittenendoprothese zu nennen, die allerdings ein intaktes vorderes Kreuzband (VKB) erfordert, eine Voraussetzung, die allerdings häufig nach alten Sportverletzungen mit Schädigung des VKB oder Zustand nach VKB-Plastik nicht gegeben ist.

Zur Abklärung, ob ein derartiger Eingriff möglich ist, werden folgende präoperativen Untersuchungen benötigt.

Klinische Untersuchungen:

  • Hautverhältnisse
  • Beinachse
  • Gangbild
  • Bewegungsumfang
  • Meniskustests
  • Arthrosetest
  • Bandlaxitäten

Technische Untersuchungen:

  • Röntgen Kniegelenk in 2 Ebenen
  • Röntgen Ganzbeinaufnahme im Stehen
  • MRT Kniegelenk
  • Ggf. präoperative Arthroskopie

Der Eingriff erfolgt im Rahmen eines stationären Aufenthaltes (ca. 3 Tage) und wird in Larynxmaskennarkose oder Spinalanästhesie durchgeführt. Bei speziellen Fragestellungen sind wir technisch in der Lage diesen Eingriff mit einem Navigationssystem vorzunehmen, um die Achsenverhältnisse weiter zu optimieren.

Fallbeispiel

42 Jahre alter Mann mit beruflicher Belastung als selbständiger Handwerker.

Fortgeschrittene Varusgonarthrose links mit fast vollständiger Aufhebung des medialen Gelenkspaltes und entsprechenden Ruhe- und Belastungschmerzen. Zustand nach mehrfacher arthroskopischer Operation mit Innenmeniskusteilresektion und Chondroplastiken ohne lang anhaltenden Erfolg. Aufgrund des Alters sowie der privaten und beruflichen Anforderungen wurde von der Implantation einer Hemischlittenendoprothese abgeraten.

Die präoperative Achsaufnahme zeigt eine Varusdeformität von 8°.

präoperativ
postoperativ

Z.n. valgisierender proximaler öffnender (open wedge) Tibiakopfosteotomie. Fixation mit TomoFix (Fa. Synthes, Swiss). Die postoperative Achsaufnahme zeigt nunmehr eine physiologische Beinachse von 0°. Deutlich rückläufige Beschwerden.

Adresse.

Praxis für Orthopädie und Unfallchirurgie
Dr. J. Grimm, Dr. F. Grass, Dr. F. Eidner
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